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„Fegt alle hinweg …“ Ausstellung zum Approbationsentzug jüdischer Ärztinnen und Ärzte 1938

Aktuelles

Ausstellungseröffnung im Haus der Ärzteschaft in Düsseldorf am 10. März 2018 (Ausstellung bis 6. April 2017 )

Ausstellungsort: Haus der Ärzteschaft – Foyer, Tersteegenstraße 9, 40474 Düsseldorf

 

Duesseldorf

(Quelle:  Rheinisches Ärzteblatt Heft 3 / 2018 / Seite 9)

 


Informationen zur Ausstellung

12 Tafeln standen am Anfang. Die Ausstellung wurde 2008 für München zum 70. Jahrestag des Approbationsentzugs konzipiert. Sie entstand auf der Grundlage einer von der Liste Demokratischer Ärztinnen und Ärzte zum 50. Jahrestag 1988 herausgegebenen Dokumentation über „Schicksale jüdischer und ‚staatsfeindlicher’ Ärztinnen und Ärzte nach 1933 in München“, einer zum 60. Jahrestag erschienenen Broschüre der Bayerischen Landesärztekammer über „Nationalsozialistische Verfolgung der jüdischen Ärzte in Bayern“ sowie eigenen Recherchen. Am 25. Juli, dem 70. Jahrestag der Veröffentlichung der „Vierten Verordnung zum Reichsbürgergesetz“ von 1938, wurde sie im Foyer der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns zum ersten Mal gezeigt und feierlich eröffnet.
Die Ausstellung beginnt mit einem allgemein historischen Teil zum Approbationsentzug der jüdischen Ärztinnen und Ärzte als Teil der nationalsozialistischen Verdrängungs-, Ausgrenzungs- und Vernichtungspolitik gegenüber den Juden. Es folgen 20 Einzelporträts.
Das Interesse an der Ausstellung war groß. Nach und nach wurde sie um 15 Tafeln auf insgesamt 27  erweitert: 2009 für die Kassenzahnärzte Bayerns (Tafel 13–15) sowie für die Ärzte für Frieden und soziale Verantwortung e. V., Regionalgruppe Nürnberg-Fürth-Erlangen der IPPNW (Tafel 16–20), 2010 für das Bezirksklinikum Ansbach (Tafel 21–22), 2011 für das Jüdische Kulturmuseum Augsburg (Tafel 23–25) und für Bad Orb (Tafel 26–27).
2006 hat die Bundesärztekammer gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung einen Forschungspreis zur Rolle der Ärzteschaft im Nationalsozialismus ins Leben gerufen. Das Ausstellungsprojekt erhielt 2011 in diesem Rahmen einen Sonderpreis und wurde in der Bundesärztekammer in Berlin gezeigt sowie 2012 auf dem 115. Deutschen Ärztetag in Nürnberg.  Das im Auftrag der Bundesärztekammer erstellte Begleitheft ist noch in Restauflage erhältlich (s.u.).
Inzwischen war die Ausstellung an 42 Orten in ganz Deutschland zu sehen.


Der 80. Jahrestag des Approbationsentzugs der jüdischen Ärztinnen und Ärzte 2018
ist wieder ein Anlass, offiziell an dieses dunkle Kapitel der deutschen Geschichte und die besondere Rolle der Ärzteschaft zu erinnern und die Lehren daraus für heute zu thematisieren. Die Ausstellung steht weiterhin der Ärzteschaft (Landesärztekammern und Kassenärztlichen Vereinigungen auf allen Ebenen), für Tagungen und Kongresse von Fachgesellschaften sowie örtlichen Initiativen ohne Leihgebühr gegen Aufwandsentschädigung zur Verfügung.

Anfragen: Siehe Kontakt/Impressum

Einen lebendigen Eindruck von der Ausstellung erhalten Sie z. B. durch die Berichterstattung vom Hessischen Landesärztetag in Frankfurt 2013*:

https://www.youtube.com/watch?v=FBy2F4sXNtk

https://www.youtube.com/watch?v=QU9pSQNtSFM

Ursula und Hansjörg Ebell

* Die Ausstellung wurde präsentiert in den Mainarcaden, einem Kongresszentrum und Verwaltungsgebäude der Stadt Frankfurt auf dem Boden der zerstörten Synagoge. Die Tafeln standen unmittelbar über den von Archäologen ausgegrabenen Grundmauern des historischen jüdischen Viertels – heute Museum Judengasse, eine Außenstelle des jüdischen Museums Frankfurt. Daneben befindet sich ein großer jüdischer Friedhof, an dessen Mauern auf kleinen Täfelchen die Namen aller aus Frankfurt deportierten Juden angebracht sind; darunter auch die von Jeanette, Elsbeth und Eva Weinberg, Frau und Töchter von Dr. Rudolf Weinberg aus Bad Orb, dem zwei Tafeln unserer Ausstellung gewidmet sind.

 


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Das Begleitheft zur Ausstellung wurde von uns im Auftrag der Bundesärztekammer für den 115. Deutschen Ärztetag in Nürnberg 2012 erstellt.

Vorwort von Dr. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer:

„Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Kolleginnen und Kollegen,
in der Zeit des Nationalsozialismus haben Ärzte aktiv an den Verbrechen – der systematischen Ermordung von Kranken und sog. gesellschaftlichen Randgruppen – mitgewirkt. Führende Vertreter der Ärzteschaft waren maßgeblich an der Vertreibung ihrer jüdischen Kolleginnen und Kollegen  beteiligt. Eine Aufarbeitung dieser Verbrechen oder gar Vergangenheitsbewältigung erfolgte innerhalb der Ärzteschaft erst sehr spät. Inzwischen ist aber der Forschungsstand der Arbeiten zur NS-Zeit stetig angewachsen. Ein von der Bundesärztekammer in Auftrag gegebener Bericht „Medizin und Nationalsozialismus“, der im Jahr 2011 publiziert wurde, bietet eine Übersicht und Analyse des aktuellen wissenschaftlichen Status zur Rolle der Ärzteschaft von 1933 bis 1945.
Um zukünftige Forschungsarbeiten zu unterstützen und weitere historische Aufarbeitung zu leisten, hat die Bundesärztekammer gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung einen Forschungspreis ins Leben gerufen, der 2011 zum dritten Mal verliehen wurde. Das von Dr. med. Hansjörg Ebell entworfene Ausstellungsprojekt zur Erinnerung an den 70. Jahrestag des Approbationsentzugs aller jüdischen Ärztinnen und Ärzte erhielt einen Sonderpreis. Es greift Schicksale auf, die beispielhaft für die Unmenschlichkeit und Grausamkeit der nationalsozialistischen Terrorherrschaft stehen. Am 30. September 1938 hatten jüdische Ärztinnen und Ärzte per Gesetz ihre Approbation verloren und ein Berufsverbot erhalten. Ab dem 31. Januar 1939 umfasste dies auch die jüdischen Zahnärzte, Tierärzte und Apotheker. Indem die Ausstellung einige Opfer aus der Anonymität herausholt und ihre Lebensgeschichten erzählt, wird die systematische Zerstörung von Existenzen, Familien und Menschenleben verdeutlicht. Es ist eine wichtige Aufgabe, an diese Grausamkeiten zu erinnern, um uns noch bewusster zu machen, dass der ärztliche Beruf an eine besondere ethische Verantwortung geknüpft ist, die über allen politischen, persönlichen oder gesellschaftlichen Zwängen steht.
Die Ausstellung von Hansjörg und Ursula Ebell ist seit 2008 an vielen Orten – auch in der Bundesärztekammer – gezeigt worden und wird jetzt im Rahmen des 115. Deutschen Ärztetages einem größeren ärztlichen Publikum vorgestellt.“

Auf Wunsch können wir ein Begleitheft zuschicken.

 


 

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Cover „Gesundheit braucht Politik“  vdää

Gesundheit braucht Politik 4/2015

ISSN 2194-0258

Hrsg. vom Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte

Kantstraße 10

63477 Maintal

www.vdaeae.de

 

Darin:  „Freudigst begrüßt …. Entrechtung, Ausschaltung und Vertreibung der jüdischen und staatsfeindlichen Ärztinnen und Ärzte im Nationalsozialismus“ von Ursula Ebell

 

 


 

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Foto Cover „Meine Verlorene Heimat“

Daneben kann durch Anklicken dieser Text aufgerufen werden:

Für unsere Ausstellung haben wir Einzelschicksale ausgewählt. Zwanzig jüdische Ärztinnen und Ärzte aus Bayern, über die uns persönliche Dokumente zur Verfügung gestellt wurden, stehen stellvertretend für das Schicksal der etwa 9000 in Deutschland, die ihre Heimat verloren haben, zu Flüchtlingen gemacht wurden, ihren Verfolgern und Mördern nicht entkommen konnten oder verzweifelt ihrem Leben ein Ende gesetzt haben.
Charlotte Stein-Pick, geboren am 22. Oktober 1989, Tochter des Zahnarztes Fritz Baron und Ehefrau des Zahnarztes Herbert Stein aus München – beide in der Ausstellung porträtiert – hat im amerikanischen Exil aus dem Gedächtnis und nach Tagebuchaufzeichnungen ihre Erinnerungen niedergeschrieben. Sie schildert ihre Kindheit und Jugend in München vor dem Hintergrund des wachsenden Antisemitismus, dann die Anfänge eines schwierigen neuen Lebens in den USA und ihre Rückkehr nach Bayern in den 50er Jahren.
Jahrelang lagen diese Memoiren in der Schublade, bis die Münchner Journalistin Christiane Schlötzer-Scotland (Süddeutsche Zeitung) die 90jährige in Kalifornien kennen lernte. Charlotte Stein vertraute ihr Dokumente, Fotos und die Aufzeichnungen an, um sie in ihre „verlorene Heimat“ zurückzubringen und um aufzuzeigen, zu welcher Katastrophe angefachter Hass führt. Wir durften die Dokumente für unsere Ausstellung verwenden. Das Büchlein erschien 1992.

Auf Wunsch schicken wir das Buch gerne zu. Wenn Sie damit eine Spende für „Journalisten helfen Journalisten e.V.“ (www.journalistenhelfen.org) verbinden wollen, ist dies willkommen:

Stadtsparkasse München
IBAN: DE91 7015 0000 1002 7572 74
BIC: SSKMDEMM